Max Witte hat einen wöchentlichen Löserwettbewerb (Max' Montags-Mysterium) für Schachprobleme
ins Leben gerufen. Eine gute Idee! Einsendeschluss (idealerweise per Mail an
Max Witte) ist jeweils Sonntag, 24 Uhr. Viel Spaß!
28. Schachproblem (Einsendeschluß 5. Dezember 2021)
Die hier und in den folgenden Wochen benutzte, teils – wie im Falle von erzwungenen Matterzwingungen
– bizarre Terminologie versteht sich in den meisten Fällen nicht von selbst und ist jeweils erklärungsbedürftig.
Sie geht auf Ludwig Zagler (Zur Systematik der Einzügerkonstruktionsthemen,
feenschach 1972) und Erich Bartel (Einzügerrekorde mit minimalem Material,
Augsburg 1984) zurück. Bei erzwungenen Mattfreigaben geht es um Folgendes:
Im Satzspiel (d. i. das Geschehen, das sich entwickelt, wenn Schwarz statt Weiß am Zuge wäre)
kann Schwarz nicht mattsetzen.
In der Ausgangsstellung ist Weiß gezwungen, dem Schwarzen die Möglichkeit einräumen, ihn (den Weißen) mattzusetzen.
D.h. jeder Zug, den Weiß zur Verfügung hat, gibt dem Schwarzen die Möglichkeit,
ihn (den Weißen) mattzusetzen.
Man nennt jeden solchen Zug des Weißen eine erzwungene Mattfreigabe.
In der (legalen) Ausgangsstellung gibt es keine Umwandlungsfiguren. Umwandlungszüge des Weißen kommen nicht
in Betracht, Umwandlungszüge des Schwarzen im Satz oder nach dem weißen Zug schon.
In der Ausgangsstellung könnte Schwarz, wäre er am Zug, nicht mattsetzen.
Von den insgesamt 15 Zügen, die Weiß zur Verfügung stehen,
ermöglichen ausnahmslos alle dem Schwarzen, ihn (den Weißen) mattzusetzen.
Man beachte, dass Schwarz nach 1.Db1 sowohl mit 1...Txb1 als auch mit 1...Th2
mattsetzen könnte. Einen solchen Mattdual,
der von Bartel im Falle von Einzügerrekorden mit minimalem Material
ausgeschlossen wird, halten wir für unschädlich und lassen ihn grundsätzlich zu.
Der zurzeit gültige absolute Rekord in punkto erzwungene Mattfreigaben
(in legaler Stellung ohne Umwandlungsfiguren und –züge) wurde bereits im Jahre 1971 erzielt und steht bei 70:
Beispiel: Heinz Hünerkopf, The Problemist, p. 148, 07/1971 [PDB-Nr. P0005618]
Man könnte nun wieder auf die Idee kommen, die Steineanzahl zu begrenzen.
Der Rekord für erzwungene Mattfreigaben bei minimalem Material wird von
H. Ebert, H. Gruber und
E. Bartel gehalten:
Beispiel: H. Ebert, H. Gruber und E. Bartel, Jugendschach 1982
Ich habe bisher keine Stellung gefunden,
die in punkto Effizienz dem famosen – weiter oben gezeigten – Rekord von
Hünerkopf auch nur nahekommt.
Dieses Problem führt uns nun endlich zu MMM 28:
28. Aufgabe: Erzwungene Mattfreigaben, Max Witte
Konstruiere mit 7 Steinen ohne Umwandlungsfiguren eine legale Stellung, in der Weiß über ein Maximum an erzwungenen Mattfreigaben verfügt; mit anderen Worten: eine legale Stellung mit folgenden Merkmalen: 1.) Wäre Schwarz am Zuge, könnte er nicht mattsetzen. 2.) Alle Züge, die Weiß zur Verfügung stehen, ermöglichen dem Schwarzen, ihn (den Weißen) mattzusetzen. [Lösung]